Gleichgestellt?

«Endlich gleichgestellt!», so der Titel eines Kommentars auf der Frontseite diverser Zürcher Landzeitungen zur Vorlage für das elterlichen Sorgerecht. Der bundesrätliche Vorschlag sieht vor, dass nicht (mehr) verheirateten Eltern grundsätzlich die gemeinsame Sorge für ihre Kinder zusteht. Es ist gut, dass das eidgenössische Parlament sich nun mit der Frage der elterlichen Sorge differenziert und lösungsorientiert auseinandersetzen kann.

Im Zentrum der Diskussion müssen jedoch die Kinder und ihre Bedürfnisse stehen. Wer aber glaubt, über die gemeinsame elterliche Sorge im Regelfall liesse sich die Gleichstellung von Vätern und Müttern in Gesellschaft und Beruf verwirklichen, täuscht sich. Obwohl den verheirateten Eltern die gemeinsame elterliche Sorge zusteht, verbringen Väter durchschnittlich bedeutend weniger Zeit mit der Familienarbeit und der Betreuung ihrer Kinder als Mütter. Diese Tatsache wird durch mehrere Studien belegt. Sie ist keine Schuldzuweisung an die Väter! Viele Väter möchten von Herzen gerne mehr Familienpflichten übernehmen. Aber sie können nicht, weil für sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch schwieriger durchzusetzen ist als für Frauen. Männer, die «nur» teilzeitlich dem Beruf nachgehen, um in Haushalt und Kinderbetreuung mitzuarbeiten, gelten in der Firma als nicht engagiert. Sie werden mehr noch als Frauen mit schlechten Karrierechancen und Lohneinbussen bestraft.

 

 

Gescheiter als einen herbei geredeten «Geschlechterkampf» im Rahmen der Sorgerechtsdiskussion auf dem Buckel der Kinder zu führen, ist ein von Frauen wie Männern gemeinsam getragenen Effort für die Lohngleichheit und die Abschaffung der «Teilzeitstrafe»! Wetten, dass bei Lohngleichheit auch die Scheidungsrate massiv sinken wird?